Die spinnen, die Liebefelder! Meldeten sich doch die Herren für die Meisterschaft an, obwohl gerade noch vier Exemplare der ehemaligen, letzte Saison zurückgezogenen Drittligamannschaft verblieben waren. Wobei: zwei von diesen vier (Grischa und Jonas) auch mehr passiv noch irgendwie mit drinhingen und eigentlich nur noch Yannis und Matter wirklich sich um ein Weiterbestehen der Mannschaft bemühten.
Das Herrenteam hing wahrlich kaum mehr als an einem seidenen Faden: Es hatte sehr wenig gefehlt und die beiden übriggebliebenen Dinosaurier wären als lonesome cowboys ihrer Wege gegangen. Eines lauen Abends Anfang August nämlich, es ging um die terminlich letztmögliche Eintragung der Heimspiele, versuchten sich die beiden einsamen Wölfe in die Nibelungen des Volley Managers mehrmals vergeblich einzuloggen. Grmpf! Wie sich im Nachhinein herausstellte, waren in diesem Moment beide nahe dran, den Bettel hinzuschmeissen und die ganze Chose abzublasen. Ein kleines Kapitel Volleyballgeschichte hätte damit sein trauriges Ende genommen.
Doch in sprichwörtlich letzter Minute gelang der Einloggungs-Akt trotzdem noch und so stand man nun plötzlich ganz wundersam vor einer ungewissen Meisterschaft 22/23! Im Grunde hatte man ja nichts mehr zu verlieren. Bereits die Saison davor war wegen Personalmangel ins Wasser gefallen und so ging man nun mit der Haltung „alles oder nichts“ und dem Mute der Verzweiflung an die Saisonplanung. Entweder es würden sich mirakulös genügend neue Trottel für das sinkende Schiff motivierte Spieler finden oder dann bezahlte man eben eine Rückzugsbusse…was kam es darauf an, wenn in letzterem Fall ohnehin Lichterlöschen wäre?
Die Zeit von August bis Oktober gestaltete sich ebenfalls wie eine kleine Achterbahnfahrt. Zunächst meldeten sich tatsächlich mit Fabian, Lennox, Stefan und Hadi gleich vier Interessenten, die – das ist das eigentlich unerhörte – dann effektiv allesamt bleiben und Saison spielen wollten. Doch dann wiederum hatten wir mit Verletzten zu kämpfen, bei denen es sich bald herausstellte, dass zumindest schon mal die Vorrunde den Blessuren zum Opfer fiel. Hagel und Granaten!
Zwischenstand also: 7 potenziell Lizenzierbare…
Die Zeit war aber bereits derart fortgeschritten und gerade die jungen Neulinge derart motiviert, erstmals Meisterschaft zu spielen, dass niemand mehr wirklich die Eier hatte, das prekäre Unterfangen zu stoppen. Na, dann mal rein in die Saison! Sainsonziele: Null. Einfach irgendwie überleben. Nach insgesamt etwa 5 gemeinsamen Trainings war die Erwartungshaltung entsprechend niedrig.
Das erste Spiel war, nun… leicht ungeordnet: Eine kaum geformte Mannschaft mit Neulingen, die überhaupt erstmals einen volleyballischen Ernstkampf bestritten, dazu die einzige Absenz, die wir uns leisten konnten. Ein Sechser im Volley ist kaum wie ein Sechser im Lotto. Der ehemalige Libero hatte in der Mitte auszuhelfen – dem Ingeniör ist ja schliesslich nichts zu schwör! Oder vielleicht doch? Die von Anfängertum geprägte Begegnung gegen Strättligen ging glatt 25:10, 25:13, 25:10 verloren.
Ein zweites Spiel folgte, ebenfalls zu sechst – wobei: dafür war zunächst ein kritischer Moment zu überwinden. Unser Neuling Hadi schien mit dem Zusammenspiel von Adresse und google maps nicht recht klarzukommen. Eine Durchgabe seines Standorts ca. 20 Minuten vor Spielbeginn ergab schliesslich, dass er sich vom Zielpunkt geradezu entfernte. Nein! Schnell mit dem Auto hin, eingepackt und in die Turnhalle verfrachtet. Ay caramba! Das ging gerade noch mal gut und absorbierte schon mal eine gehörige Portion Adrenalin.
Zu sechst traten wir also auf, und nicht nur das: zwei Mitten waren präsent, der ehemalige Libero durfte diesmal Aussen ran. Jabadabadu! Es zeigten sich zudem schon erste kleine Fortschritte in Technik und Koordination. Der Gegner Uetendorf gebärdete sich seinerseits auch nicht gerade wie ein Titelanwärter und so heimsten wir tatsächlich einen ersten Sieg ein. Ausgezeichnet!
Es folgte sodann ein durchzogenes Spiel gegen ein solides Polo Volley (der ehemalige Libero war inzwischen weitergewandert auf die Passeurposition) bevor ein eigentlich starkes, aber in der Konstanz schwankendes Oberdiessbach aus uns die bisher stärkste Leistung herauskitzelte. Inzwischen angereichert durch einen weiteren Neuzugang namens Bryan und angefeuert von einer familiären Fantruppe schafften wir einen zweiten Sieg. Beim Teutates, das war ein richtig intensives und geiles Spiel – fast wie in den guten alten Zeiten! Und in unserem ersten Heimspiel gegen Bern schliesslich vermochten wir sogar nachzulegen und eine Miniserie aufzubauen. Wir erlaubten uns gar, mit ersten Rochaden auf den Positionen experimentieren, um unter anderem Lennox langarmige Durchschlagskraft in der Mitte auszukundschaften.
Was sind die Perspektiven fürs neue Jahr? Zunächst mal: eine Lizenz mehr! Malek möchte unser Team mittig verstärken. Ob die Verletzten ein comeback feieren werden, ist dagegen ungewiss. Zudem: Wir sind immer noch ein sehr junges, unerfahrenes Team, ein dickes Potenzial liegt brach vor uns. Wer weiss schon, ob die Lernkurve weiterhin so steil nach oben jagen wird und ob wir schon bald schneller smashen werden als unsere Schatten…!